Im Jahre 1850 wurde im Kirchspiel Alstätte der Schützenverein „Schwiepinghook“ ins Leben gerufen. Ursachen zu dieser Neugründung werden nicht genannt, aber es ist zu vermuten, dass ein berechtigtes Interesse bestand, neben dem traditionellen Schützenverein Alstätte einen weiteren Verein zu installieren, der insbesondere den Interessen der Landbevölkerung entgegenkam.
Da in Alstätte schon seit einigen Jahren kein Schützenfest mehr gefeiert worden war, setzten sich einige erfahrene Schützen zusammen, um das Schützenwesen in ihrem Interesse neu zu beleben. Sicherlich bot sich eine Vereinsneugründung aus den unterschiedlichsten Gesichtspunkten an, doch werden sicherlich auch Rivalitäten der Vereinsmitglieder und vereinspolitische Interessen vermutlich ihren Einfluß gehabt haben.
In den folgenden Jahrzehnten, nach den siegreichen Kriegen der Preussen und ihrer Verbündeten zunächst 1864 gegen die Dänen, 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen die Franzosen, steigerte sich das Selbstwertgefühl der Bevölkerung und deren Anerkennung des Militärwesens. Die Vormachtstellung des preußischen Königs führte zur Bildung des gemeinsamen Reiches der Deutschen und am 18. 01. 1871 wurde dann der König von Preußen „Wilhelm I“ zum deutschen Kaiser ausgerufen. Das zweite deutsche Reich war geboren.
Erfolge in der Kolonialpolitik und der Aufschwung der Wirtschaft durch die Industrialisierung steigerten die Einkommen der Bürger und die Treue zum Reich beflügelte allseits das Schützenwesen, welches vom Kaiser selbst intensiv gefördert wurde.
Die Struktur des Dorfes Alstätte zeigt eine Volkszählungswiedergabe vom 01. 12. 1885. Alstätte, D … Dorf, 1327 Einwohner, Preussen, RB … Regierungsbezirk Münster, Kr … Kreis, AG …. Amtsgericht und E …. Eisenbahngüterstation Ahaus, A…. Amt Ottenstein, StA… Standesamt und P… Postanstalt Alstätte.
Das Vorbild „Schützenverein Schwiepinghook“ rief nun im Kirchspiel Alstätte weitere Bauerschaften auf den Plan, ihre eigenen unabhängigen Schützenvereine zu gründen.
Es waren:
1889 der Schützenverein „Brink, Gerwinghook und Besslinghook“,
1894 der Schützenverein „Brook“
1897 der Schützenverein „Schmäinghook“
Vereinsgründungen wie in Alstätte wurden zu dieser Zeit im ganzen Reiche, aber auch in weiteren Gemeinden und Städten der unmittelbaren Umgebung vorgenommen.
Besonders genannt werden hier der Schützenverein Wessum von 1880, der Schützenverein Wüllen-Sabstätte von 1890 und der Schützenverein Ahaus-Oldenburg von 1899. Ausschlaggebend für diese weiteren Neugründungen waren, neben den vorangestellten Tatsachen, auch die steigenden Zahlen gedienter Soldaten und Veteranen, die sich dem Schützenwesen und den neuentstandenen Kriegervereinen gern anschlossen.
Die Schützenfeste wurden nach der Überlieferung etwa bis 1850 im „Rounen Berg“ gefeiert und dann auf „Möllmanns Felleken“.
Es soll noch angemerkt werden, dass im 19. Jahrhundert nach der Überlieferung jeder Schütze zum Fest 3,- Mark zu zahlen hatte und dafür die Getränke frei waren. Zum Schießen wurde meist ein Vorderlader benutzt, zu dem der Schütze seine selbst gegossenen Kugeln mitbringen musste. Der Schützenkönig erhielt neben der Königskette noch eine Rose für seinen Schützenhut. Die Königin trug eine Rose im Haar.
Die Feste wurden im Wechsel bei Backer, bei Kloppert, bei Tons und bei Mettens gefeiert, wo das Königspaar auf erhöhten Bänken thronte. Die Musikanten mit einer Trompete, einer Tuba, zwei Klarinetten und einer Geige kamen früher immer aus Wessum und nahmen Platz auf zwei großen Kisten. Die Jungen trugen „bumsiedene Bucksen“ und die Mädchen blaubedruckte Kleider aus selbstgesponnenem Leinen, oft sogar mit Blumen gemustert.