19. Mai 2017

Situation um 1650

Die Anfänge des ländlichen Schützenwesens im Münsterland und damit auch in „Alstädde“, einer an einer alten germanischen und sächsischen Opferstätte errichteten Landgemeinde, wurden aus der zwingenden Not des Alltages und des täglichen Lebenskampfes geboren. Die geknechtete Landbevölkerung und die Bauern wurden zwar nicht wie die adeligen Ritter mit ihren Dienstmannen zum Kriegsdienst herangezogen, aber trotzdem zur Abwehr räuberischer Überfälle, zum Bau von Gräben und Schutzwällen und zur Verfolgung von Verbrechern bzw. Plünderern benötigt.

Hierzu wurden alle wehrfähigen Eingessenen einer Bauerschaft oder eines Kirchspiels bei Bedarf zur Landwehr aufgerufen und anfangs mit Spieß, Speer oder Morgenstern bewaffnet.

Erst ab dem 15. Jahrhundert wurde der Umgang mit der Armbrust und später auch der Einsatz von Feuerwaffen geprobt und geübt. Selbst wenn auch eine schriftliche Ãœberlieferung aus jenen vergangenen Zeiten nicht vorliegt, kann man eine solche Schutzvereinigung, Schutz- oder Schützengemeinschaft, für jede Bauerschaft und jedes Kirchspiel im Münsterland – also auch im Kirchspiel Alstätte – annehmen.

Die Auseinandersetzungen zwischen den Spaniern und Holländern gegen Ende des 16. Jahrhunderts fügten auch dem Kirchspiel Alstätte große Schäden zu. 1553 wurde die Stadt und die Burg zu Ahaus von den Holländern geplündert. Im Jahre 1584 – so berichten die noch vorhandenen Unterlagen – wurde das Dorf Alstätte von einer fürchterlichen Ausplünderung getroffen und schon bald darauf, in den Jahren 1603 bis 1609 lagerten die spanischen Truppen im Kreisgebiet.

Kaum waren diese abgezogen, verbreiteten die Heere des Grafen von Manstein, des Grafen Anholt, des Herzogs Christian von Braunschweig und des Generals Tilly im 30. jährigen Krieg Angst und Schrecken.

Während die einen brandschatzten und mordeten, belasteten die anderen die Bevölkerung durch Pressalien und Einquartierungen, wie z.B. die Hessen in den Besetzungsjahren 1633 bis 1649.

„Die Hessen sind gekommen,
haben alles genommen,
haben nichts gelassen,
als den Dreck auf den Straßen.“

Kaum verging in den beschriebenen Zeiten ein Jahr, wo nicht Dörfer und Städte eingeäschert und Untaten gegen die friedliche, freilich hier und da auch zur Notwehr greifende Bevölkerung verübt wurden. Bauern wurden überfallen und niedergemacht, Höfe verbrannt. andwerker und Bürger gerieten an den Bettelstab, Bauernanwesen blieben wüst und herrenlos liegen, Teile der Bevölkerung wanderten aus, teils ins benachbarte Holland, teils in die Heere der Kriegsherren. Auch zeigte sich schon bald die Pest sowohl auf dem Lande, wie in den geschlossenen Orten und raffte unglaublich viele Menschen hinweg.

Am traurigsten muß es auf den ungeschützten Bauernhöfen zu jener Zeit ausgesehen haben.

„Verbrannte Erde, verwüstete Gebäude, erschlagene Menschen, verendetes Vieh und die Pest – Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Verdruß !!“

Nach dem „Westfälischen Frieden“ zu Münster und Osnabrück vom 24. 10. 1648, verbesserte sich die chaotische Situation im Münsterlande zusehends, jedoch hielten sich die ungeliebten hessischen Besetzungstruppen noch bis zum 30. April 1649 in unserem Heimatgebiet.

Einen Bericht des Frankfurter Verlegers Phillipp Fievet liefert uns der auf der nächsten Seite abgebildete Druck von dem Freudenfest zu Münster über den Austausch der Ratifikationsurkunden zum Friedensvertrag am 21. 02. 1649 in Münster. In allen Kirchen fanden Dankgottesdienste statt, Prozessionen zogen durch die Straßen, Stadtsoldaten paradierten mit ihren Fahnen und gaben Freudensalven ab und gegen Abend wurde vor dem Dom und dem Rathaus ein Feuerwerk abgebrannt. „Vieltausend Menschen“ beglückwünschten sich gegenseitig und ließen die Gesandten hochleben.